Nach den Gen-Z-Protesten in Madagaskar, die die Regierung stürzten, stellte sich das Militär hinter die Bewegung und setzte einen neuen Präsidenten ein.
Madagaskars neuer Militärherrscher dankte den Protestierenden nach seiner Vereidigung. Die von jungen Menschen getragene Bewegung Gen Z Mada mobilisierte seit Ende September täglich Tausende.
Anfang Oktober meuterten Soldaten der Eliteeinheit Capsat und stellten sich offen auf die Seite der Proteste. Sie erklärten, ihre eigenen Familien litten ebenfalls unter den Zuständen.
Gegen Arbeitslosigkeit und Korruption
Der Chef der Einheit, Oberst Michael Randrianirina, übernahm nun die Präsidentschaft. Der bisherige Präsident Andry Rajoelina verließ die Insel mit einem französischen Militärflugzeug – kurz bevor er eine Rede halten sollte.
Die Revolte entzündete sich an Wasser- und Stromknappheit. Nur ein Drittel der Bevölkerung hat verlässlichen Zugang zu Elektrizität. Dazu kamen Forderungen gegen Arbeitslosigkeit und Korruption in einem der ärmsten Länder der Welt. Einige Aktivist:innen engagieren sich zudem in Solidarität mit Palästina.
Proteste und Streiks in Madagaskar
Rajoelina versuchte, die Lage zu entschärfen, indem er die Regierung auflöste. Oppositionspolitiker drängten die Bewegung, auf sein Dialogangebot einzugehen. Doch die Menschen blieben auf der Straße und forderten seinen Rücktritt. Beschäftigte im Gesundheitssektor unterstützten die Proteste teils mit Streiks.
Rajoelina selbst war 2009 durch einen Putsch an die Macht gekommen, bei dem Capsat eine Schlüsselrolle spielte – ebenfalls begleitet von Massenprotesten. Dass Teile des Staatsapparats nun erneut die Seiten wechseln, zeigt seine politische Schwäche.
Kein Vertrauen in das Militär
Randrianirina kündigte eine Untersuchung des staatlichen Versorgers für Wasser und Strom an. Viele junge Demonstrierende misstrauen jedoch der neuen Militärführung und betonen, dass die Bewegung weitergeht. Die Erfahrung aus Ägypten 2013 zeigt, dass Militärführungen sich gern als Stimme des Volkes darstellen, aber keine Kraft der Befreiung sind.
Eine stärkere Beteiligung organisierter Beschäftigter könnte die Bewegung vertiefen und das Kräfteverhältnis zugunsten der Protestierenden verändern.
Massenproteste brachten 2009 den Präsidenten Rajoelina an die Macht und stürzten ihn jetzt wieder (Foto: fanalana_azy / CC BY 2.0)
